2023-12-21
Circular Valley
Newsletter 4/2023
Circular Valley Forum 2023
Minister: „Das Circular Valley Forum ist ein Ort der zupackenden Zuversicht"
Beim Gipfeltreffen der Kreislaufwirtschaft gab es viele Beispiele für den Fortschritt in der Circular Economy: die erste grenzüberschreitende Zusammenarbeit zweier Regionen, 14 vielversprechende Geschäftsmodelle von internationalen Startups und Unterstützung von den Vereinten Nationen.
Für NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst begann das Circular Valley Forum mit doppelter Freude. In der Historischen Stadthalle Wuppertal entdeckte er zwei Werke des Künstlers Tony Cragg, dessen erklärter Fan er ist. Gerahmt von den beiden Skulpturen sorgte er dann mit seinem flämischen Kollegen Jan Jambon für einen historischen Moment: Die Ministerpräsidenten unterzeichneten die erste Kooperation von zwei Regionen aus zwei Ländern in der Kreislaufwirtschaft. NRW und Flandern werden in den kommenden fünf Jahren Wissen austauschen, Pilotprojekte starten, Fachkräfte ausbilden und gemeinsam Fördermittel beantragen. „Wir wollen vormachen, dass es geht", sagte Wüst. Nordrhein-Westfalen und Flandern würden zum Kreislauf-Zentrum Europas und sich gemeinsam dafür einsetzen, die Materialkreisläufe „so weit wie möglich" zu schließen, betonte Jambon. Die Vereinbarung der beiden Nachbarn ist ausdrücklich offen für weitere Länder und Regionen.

Wirtschaftsministerin Mona Neubaur
Photo: Gera Niessen
Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen war beim Circular Valley Forum mit vier weiteren Kabinettsmitgliedern vertreten. Sie demonstrierten eindrucksvoll, dass Circular Economy ein Querschnittsthema ist. Wirtschaftsministerin Mona Neubaur und Umweltminister Oliver Krischer, beide schon zum zweiten Mal Gast des Forums, bringen die Themen mit ihren Ressorts voran, aber auch in allen anderen Ministerien spielt es eine wichtige Rolle.

Mona Neubaur, die Schirmfrau des Circular Valley ist, verdeutlichte in ihrer Rede beim Forum, wie dringend gehandelt werden muss: „Wir haben nicht mehr viel Zeit. Wenn es so weitergeht, dann sind wir erst 2065 dort, wo wir 2040 sein wollen." An die Unternehmerinnen und Unternehmer im Saal gerichtet sagte sie: „Unsere ökologischen Systeme drohen zu kippen. Das bedeutet für Sie: Ihnen gehen Ihre Assets verloren, wenn wir nicht etwas tun." Umgekehrt könne Circular Economy zum Wachstumsmotor für Nordrhein-Westfalen werden.
Die positive Energie des Forums beeindruckte auch NRW-Europaminister Nathanael Liminski und einen Gast aus New York. Er sei vom Circular Valley Forum fasziniert, weil es dort so viel „zupackende Zuversicht" gebe, sagte Liminski. Solche Zuversicht sei entscheidend, um Menschen zu motivieren, dass man die Wende trotz der gewaltigen Herausforderungen unserer Zeit schaffen könne, erläuterte Nanette Braun, Leiterin der Kommunikationskampagnen der Vereinten Nationen. Menschen bräuchten das Gefühl „Ich kann Teil der Lösung sein".

NRW-Europaminister Nathanael Liminski
Unterstützung aus dem Bundeskabinett
Das Circular Valley Forum hat sich erneut als Gipfeltreffen der Kreislaufwirtschaft erwiesen. Entscheiderinnen und Entscheider aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft diskutierten einen Tag lang den Stand der Transformation, aktuelle Herausforderungen und neue Lösungen. Zu den Themen dieses Jahres zählten erneuerbare Energien, unternehmensübergreifende und europaweite Zusammenarbeit, Finanzierung der Circular Economy und die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren.

Rückenwind bekam das Circular Valles Forum von zwei Mitgliedern der Bundesregierung. Umweltministerin Steffi Lemke und Finanzminister Christian Lindner unterstützten die Initiativen in Videobotschaften. Er begrüße sehr, dass Vertreter aus unterschiedlichen Bereichen „regelmäßig zusammenkommen, um Erfahrungen auszutauschen und Politikempfehlungen zu geben. Wir nehmen sie sehr gerne auf", sagte Lindner. Kabinettskollegin Lemke erklärte, Circular Valley habe eine wichtige Vorbildfunktion: „Sie zeigen, welche Chancen in der Kreislaufwirtschaft stecken."

Inspiration erhielten die Gäste des Forums zudem von 14 internationalen Startups, die in der fünften Runde des Circular-Valley-Förderprogramms unterstützt wurden. Sie präsentierten recycelbare Flügel für Windkrafträder, Bauteile aus modifiziertem Bambus oder Altglas und eine App, mit der man in der Landwirtschaft sehr viel Frischwasser spart. Die Gründerinnen und Gründer sind unter anderem aus den USA, Ecuador, Nigeria, dem Jemen und Singapur in die Rhein-Ruhr-Region gekommen.
Kommunikation über Kunst
Neben den Skulpturen von Tony Cragg transportierten weitere Kunstwerke die Botschaft des Circular Valley. HA Schult hatte vor der Historischen Stadthalle einen „Wertgiganten" aufgestellt, eine sechs Tonnen schwere Figur aus Elektroschrott. Im Gebäude zeigte der Fotograf Peter Voss auf 60 Bildern, wie die Ärmsten der Armen im und vom Müll leben.

Tony Cragg inspirierte das Forums-Publikum auch als Diskussionsteilnehmer. Der Mensch sei das einzige Lebewesen, das in die Materie expandiere, sagt er. Man müsse deshalb früh beginnen, weniger materiell geprägt zu leben. Der Brite plädierte dafür, das Thema schon in den Grundschulen zu lehren, damit die Menschen ein tiefes Verständnis von der Materie bekommen. Dann würden sie auch anders handeln und der Weg zur Circular Economy werde leichter zu gehen sein.
Gästeliste
Darüber hinaus besuchten unter anderem Ina Scharrenbach (NRW-Ministerin für Heimat, Bauen und Kommunales), Gunther Adler (Autobahn GmbH des Bundes), Henrik Ahlers (Ernst & Young Deutschland), Rolf Buch (Vonovia), Marc Ehrhardt (BASF Corporation USA), Prof. Dr. Manfred Fischedick (Wuppertal Institut), Prof. Dr. Walter Leitner (Max Planck Institut), Heike Prinz (Henkel), Prof. Dr. Lambert T. Koch (Deutscher Hochschulverband), Surendra Patawari (Gemini Corporation Belgien/Indien) und Patrick Wendeler (BP Europa) das Circular Valley Forum.
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Circular Valley Forum 2023 - Aftermovie
16. November 2023
Das nächste Circular Valley Forum findet am 15. November 2024 statt.

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit
NRW und Flandern bilden nun das Zentrum der Kreislaufwirtschaft
Die Ministerpräsidenten Hendrik Wüst und Jan Jambon haben beim Circular Valley Forum die erste grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Kreislaufwirtschaft vereinbart. Sie wollen gemeinsam lernen und „vormachen, dass es geht".
Das Gipfeltreffen der Kreislaufwirtschaft begann mit einem historischen Moment: Die Ministerpräsidenten von NRW und Flandern, Hendrik Wüst und Jan Jambon, unterzeichneten beim Circular Valley Forum in Wuppertal die erste Kooperation von zwei Regionen aus zwei Ländern in der Kreislaufwirtschaft. Das deutsche Bundesland und die Region in Belgien wollen in den kommenden fünf Jahren Wissen austauschen, Pilotprojekte starten, Fachkräfte ausbilden und gemeinsam Fördermittel beantragen. Die Vereinbarung ist ausdrücklich offen für weitere Länder und Regionen. Die Niederlande gelten als einer der idealen nächsten Partner.

NRW-Ministerpräsident Wüst betonte, wie wichtig ein grenzüberschreitender Ansatz ist. Circular Economy könne kein Land allein machen, für die Wirkung komme es entscheidend auf Größe an. NRW und Flandern bildeten den größten industriell geprägten Ballungsraum in Europa und sei deshalb sehr gut geeignet, den Startschuss für Zusammenarbeit in der Kreislaufwirtschaft zu geben. „Wir wollen vormachen, dass es geht", sagte Wüst. Entscheidend sei dabei, dass man Klimaschutz und den Erhalt des Wohlstands zusammen schaffe. Für eine solche nachhaltige Wirtschaft leiste das Circular Valley Forum wichtige Pionierarbeit.

Flandern bringt in die Zusammenarbeit viel Erfahrung mit. Die Region hat sich das Ziel gesetzt, seinen „materiellen Fußabdruck" bis 2030 um 30 Prozent zu senken. „Es ist von unschätzbarem Wert, dass wir unsere Kräfte nun bündeln", sagte der flämische Ministerpräsident Jambon am Donnerstag. Nordrhein-Westfalen und Flandern würden zum Kreislauf-Zentrum Europas und sich gemeinsam dafür einsetzen, die Materialkreisläufe „so weit wie möglich" zu schließen. Mit Blick auf die EU-Ratspräsidentschaft Belgiens 2024 erklärte Jambon, dass Kreislaufwirtschaft dabei ein wichtiges Thema werde. So ist zum Beispiel für den 17. April eine Konferenz zur Circular Economy geplant.

Batch#5
Startups retten Wasser, Windräder und Baustoffe
Beim DemoDay des Circular Valley präsentierten 14 junge Unternehmen ihre Ideen für eine echte Kreislaufwirtschaft. Sie vermeiden damit Emissionen und bewahren Material. Die Gründerinnen und Gründer kamen dafür aus ganz Europa, den USA, Ecuador, Nigeria, dem Jemen und Singapur in die Rhein-Ruhr-Region.
Ein gutes Circular-Economy-Startup erzielt eine dreifache Wirkung: Es verhindert Emissionen, schont Rohstoffe und spart Geld. Gemessen daran waren beim DemoDay des Circular Valley 14 sehr gute Startups zu Gast. Die internationalen Unternehmerinnen und Unternehmer, die die Initiative aktuell in der Rhein-Ruhr-Region fördert, präsentierten Geschäftsmodelle, mit denen sie Umweltbelastungen im großen Maßstab verhindern, aus vermeintlichen Abfällen neue Materialien machen und den bisher üblichen Verbrauch von Wasser, Holz oder Beton deutlich senken.
Beispiele vom DemoDay
Angesichts der Kunststoff-Verschmutzung der Weltmeere suchen viele Startups nach Alternativen zum Plastik. Mi Terro aus den USA hat einen biobasierten Kunststoff entwickelt, mit dem man zum Beispiel Waschmittel oder Ketchup verpacken kann. One.five aus Deutschland hat neue Umhüllungen für Lebens- und Nahrungsergänzungsmittel sowie Toilettenartikel erfunden.

70 Prozent des Frischwassers geht in die Landwirtschaft. Damit dieser Anteil sinkt, hat Smart Watering Solutions aus Serbien eine App entwickelt. Sie liefert genaue Daten, wann und wie viel Wasser gebraucht wird. Das spart 15 Prozent Kosten und 19 Kilogramm CO2 pro Hektar.

Der Bausektor hat einen hohen Anteil an den Schadstoffausstößen, umgekehrt bietet er daher viele Möglichkeiten, Emissionen zu senken. Wie das gehen kann, zeigten beim DemoDay Widuz aus Singapur und Kohlschein Modulbau aus Warburg. Die Asiaten haben einen Hochleistungs-Bambus entwickelt. Der schnellwachsende Rohstoff ersetzt Holz, zum Beispiel in Möbeln, Fensterrahmen und Treppen. Kohlschein Modulbau nutzt Altglas beziehungsweise Hanfbeton, um umweltfreundliche Bauteile zu schaffen.

Das deutsche Startup Voodin Blade Technologies löst eine Herausforderung bei den erneuerbaren Energien. Bisher werden Windkraftanlagen, wenn sie das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben, kaum recycelt. Der Aufwand ist so hoch, dass 78 Prozent der Windräder auf einer Deponie landen. Voodin Blade hat Flügel aus Holz entwickelt, die dieselben Eigenschaften haben wie herkömmliche Rotorblätter, aber wiederverwertet werden können und deshalb 20 Prozent Kosten sparen. Einen Prototypen gibt es bereits, in den nächsten beiden Jahren entstehen nun immer größere Flügel.

Quadloop geht zwei in Afrika weitverbreitete Probleme an: die großen Mengen an Elektroschrott und die instabile Stromversorgung. Die Nigerianer stellen aus Abfällen Solarlaternen her. Sie halten Elektroteile im Kreislauf und sorgen für sicheres Licht. Damit haben sie unter anderem beim Weltwirtschaftsforum in Davos für Aufsehen gesorgt.

Im selben Feld arbeiten zwei weitere Circular-Valley-Startups: Niu Niu aus Mexiko hat eine KI-Technik entwickelt, die die Bestandteile von Elektroschrott analysiert und so unter anderem seltene Stoffe rettet. Und Circu Li-Ion aus Luxemburg ermöglicht es, Batterien sauber zu recyceln und wiederzuverwerten.
Circular Valley und seine Partner unterstützen die Startups
Die Teilnehmenden für eine Runde des Circular-Economy-Accelerators werden von einer Jury aus vielen hundert Vorschlägen ausgewählt. Sie werden dann über drei Monate unterstützt, ihre Idee marktfähig und groß zu machen. Hochkarätige Coaches und Mentoren arbeiten im Circular Valley mit den Startups an ihren Geschäftsmodellen. Zudem vermittelt die Initiative einen intensiven Austausch zwischen den jungen und etablierten Unternehmen." so erweitern „Zudem vermittelt die Initiative einen intensiven Austausch zwischen den jungen und etablierten Unternehmen und der Wissenschaft.
Die Startups aus der fünften Runde des Förderprogramms
Nachhaltiges Bauen
  • Widuz
    Singapur
  • Kohlschein Modulbau
    Deutschland
Landwirtschaft
  • Smart Watering Solutions
    Serbien
Wasser
  • BlueActivity
    Italien
Alternative Rohstoffe
  • Mi Terro
    USA
  • Ourobio
    USA
  • Voodin Blades Technology
    Deutschland
  • Bio Treasure
    Jemen
Recycling
  • Circu Li-ion
    Luxemburg
  • NIU NIU
    Mexico
  • QuadLoop
    Nigeria
  • Microwave Solutions
    Schweiz
  • VERTMONDE
    Ecuador
Kunststoffe
  • one.five
    Deutschland
Details zu den 14 Startups finden Sie hier.

Steffi Lemke und Christian Lindner
Rückenwind aus der Bundesregierung
Bundesumweltministerin Steffi Lemke und Bundesfinanzminister Christian Lindner haben Circular Valley in Videobotschaften gelobt. Die Initiative sei gleichermaßen wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und den Klimaschutz.
Die Gäste des Circular Valley Forums wussten zwei Mitglieder der Bundesregierung inhaltlich an ihrer Seite. Bundesumweltministerin Steffi Lemke und Bundesfinanzminister Christian Lindner unterstützen das Gipfeltreffen der Kreislaufwirtschaft ausdrücklich. Er begrüße sehr, dass Vertreter aus unterschiedlichen Bereichen „regelmäßig zusammenkommen, um Erfahrungen auszutauschen und Politikempfehlungen zu geben. Wir nehmen sie sehr gerne auf", sagte Lindner im Vorfeld des Forums. Kabinettskollegin Lemke betonte, Circular Valley habe eine wichtige Vorbildfunktion: „Sie zeigen, welche Chancen in der Kreislaufwirtschaft stecken."

Die Minister Lemke und Lindner sehen eine doppelte Chance in der Kreislaufwirtschaft. Sie sei „ein marktwirtschaftliches Instrument, um die Effizienz und Nachhaltigkeit unserer Wirtschaft zu stärken", sagte der Finanzminister. „Umwelt- und Naturschutz werden immer mehr zu Innovationstreibern", erklärte die Umweltministerin und verwies darauf, dass die Bundesregierung derzeit eine Strategie zur Kreislaufwirtschaft entwickele. Ziel sei es, den Bedarf an Primärrohstoffen zu reduzieren und Stoffkreisläufe „weitgehend zu schließen".
Die Videobotschaft von Bundesfinanzminister Lindner finden Sie hier.
Die Videobotschaft von Bundesumweltministerin Lemke finden Sie hier.

Momentum für Nachhaltigkeit
UN-Expertin: „Kreislaufwirtschaft ist entscheidend für das Überleben der Menschheit"
Nanette Braun von den Vereinten Nationen war einer der Ehrengäste beim Circular Valley Forum. Die Leiterin der Kommunikationskampagnen der UN sagt, dass es aktuell ein Momentum für Nachhaltigkeit gebe, dass aber noch viel mehr getan werden müsse.
Die Zahl ist klein, aber deutlich: 1,7 Erden bräuchte es, um dem aktuellen Ressourcenverbrauch der Menschheit gerecht zu werden, sagt Nanette Braun, Leiterin der Kommunikationskampagnen der Vereinten Nationen und einer der Ehrengäste beim Circular Valley Forum am 16. November. Die Expertin aus New York reist dennoch mit viel Hoffnung zum großen Treffen der Kreislaufwirtschaft in Wuppertal: „Der Wissensaustausch auf Treffen wie dem Circular Valley Forum bringt wichtige Einblicke und Impulse für weite Teile der Industrie mit sich und hilft, fundierte Entscheidungen für die Transformation der heutigen linearen Wirtschaftsweise zu treffen."

Nanette Braun, Leiterin der Kommunikationskampagnen der Vereinten Nationen
Nanette Braun sieht den Planeten von einer dreifachen Krise bedroht: Klimawandel, Umweltverschmutzung und dem Verlust der Artenvielfalt. Die Kreislaufwirtschaft ist einer der zentralen Wege, um diese miteinander verbundenen Krisen zu überwinden: „Wir müssen uns von dem Modell verabschieden, das eindeutig nicht nachhaltig ist, und müssen übergehen zu einer weniger zerstörerischen Ressourcengewinnung, Emissionen senken und weniger Abfall produzieren. Kreislaufwirtschaft ist keine Modeerscheinung, sie ist entscheidend für das Überleben der Menschheit."

Der Gast von den Vereinten Nationen sieht für den gesamten Kreislauf „ein Momentum", weil es in vielen Bereichen Initiativen für Nachhaltigkeit gibt. Noch reiche das aber nicht aus: „Die Industrie-Emissionen sind seit dem Jahr 2000 sogar schneller gestiegen als in jedem anderen Sektor, was auf die verstärkte Gewinnung und Produktion von Grundstoffen zurückzuführen ist. Offensichtlich besteht dringender Handlungsbedarf, einschließlich der Umstellung auf erneuerbare Energien in allen Prozessen", sagt Nanette Braun.

Nanette Braun ermutigt dazu, das „Momentum zu skalieren". Kreislaufwirtschaft dürfe nicht als ein Menü verstanden werden, aus dem einzelne Schritte nacheinander auswählen können. Es sei vielmehr ein systematischer Ansatz – „und die einzige Option". Die Vereinten Nationen übernehmen dabei eine wichtige Rolle, weil sie darauf achten, dass Fortschritte glaubwürdig bewertet werden und Versuche von Greenwashing keine Chance haben. „Instrumente wie die Standards für Netto-Null-Emissionen, die unter der Leitung von UN-Generalsekretär Antonio Guterres entwickelt wurden, sind wichtig, um realistisch zu beurteilen, ob wir auf dem richtigen Weg sind", sagte die UN-Expertin.

Sie appelliert in diesem Zusammenhang auch an die Konsumenten. Sie können mit ihren Kaufentscheidungen auf wichtige Schritte hinwirken: „Wir haben festgestellt, dass insbesondere bei jungen Menschen das Bewusstsein für die Entscheidungen, die sie treffen, stark gestiegen ist, sei es im Hinblick auf die Mobilität oder die Produkte, für die sie ihr Geld ausgeben. Dies ist ermutigend und sollte den Übergang von einer linearen zu einer Kreislaufwirtschaft weiter fördern."

Auszeichnungen
Doppeltes Triple für Circular-Valley-Startups
Beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis wurden drei junge Unternehmen geehrt, die das Circular Valley gefördert hat. Drei weitere Startups aus dem Circular-Economy-Accelerator erhielten Auszeichnungen von „The Spark", „Forbes" und im Ruhrgebiet.
Dabei sein allein wäre schon etwas Besonderes gewesen, die Verleihung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises mit zahlreichen prominenten Gästen wurde für die Startups Plastic Fischer, Concular und Madaster aber noch getoppt. Sie gewannen die Auszeichnungen in den Kategorien „Nachhaltige Startups" und „Bauindustrie". Mit dem Trio freute sich die Initiative Circular Valley, die alle drei jungen Unternehmen in ihrem Accelerator-Programm gefördert hat.

Zu dem einen Triple kam noch ein zweiter Dreifach-Erfolg hinzu. Das Startup Bioweg gewann „The Spark", den The German Digital Award. Omer Badokhon von BioTreasure wurde in die Liste „Forbes 30 under 30" für den Mittleren Osten aufgenommen. Und CyFract sicherte sich den ersten Platz im „Xustainable Impact Batch" in Bochum. Auch Bioweg, BioTreasure und CyFract sind junge Unternehmen, die Circular Valley für sein Förderprogramm ausgewählt hat, um sie dabei zu unterstützen, ihr Geschäftsmodell für die Kreislaufwirtschaft weiterzuentwickeln.

Dominik Campanella, Concular
Die erfolgreichen Startups und ihre Geschäftsmodelle im Überblick

Plastic Fischer
Plastic Fischer hat schwimmende Netze entwickelt, mit denen es Müll aus Flüssen in Indien und Indonesien holt, damit dieser nicht ins Meer gelangt. Die mehr als 70 Mitarbeitenden des Unternehmens sortieren vor Ort den Kunststoff-Abfall, damit er anschließend bestmöglich recycelt werden kann. Partnerunternehmen aus Deutschland und Europa unterstützen die Arbeit von Plastic Fischer finanziell. So konnten inzwischen mehr als 1000 Tonnen Plastikmüll aus Flüssen gefischt werden. Plastic Fischer wurde in Solingen gegründet und hat seinen Sitz in Köln.

Photo: Karsten Hirsch, Plastic Fischer
Concular
Concular hat ein digitales Ökosystem für zirkuläres Bauen errichtet. Die Software erfasst Materialien in Gebäuden, die rück- oder umgebaut werden. Dank eines 3D-Scans zählen dazu alle Eckdaten der Materialien wie Maße, Verfassung, Materialart und Hersteller. Mit den Daten erstellt Concular Materialpässe, bietet Analysemöglichkeiten zur Lebensdauer der Materialien sowie zum CO2-Fußabdruck des Gebäudes und vermittelt Materialien weiter. So konnte Concular schon mehrere tausend Materialien vermitteln, rund 100 Tonnen CO2 und mehr als zwei Millionen Euro Deponiekosten sparen. Concular sitzt in Berlin.

Photo: Dominik Campanella, Concular
Madaster
Madaster hat eine Plattform für Baumaterialien geschaffen. Diese ermöglicht, dass sämtliche Stoffe, die in einem Objekt zum Einsatz kommen, inventarisiert und bewertet werden – einschließlich ihrer Auswirkungen auf die Umwelt, einer CO₂-Bewertung und der Möglichkeiten, sie wieder zu verwenden. So gibt Madaster Projektentwicklern und Immobilieneigentümern die Möglichkeit, das Maximum an Materialien im Kreislauf zu halten. Madaster hat seinen Sitz in Berlin.

Photo: Claudius Frank, Madaster
Bioweg
Bioweg Bioweg ist ein wissenschaftlich fundiertes Unternehmen, das biobasierten und biologisch abbaubaren Ersatz für Mikroplastik in Kosmetik und für Agrarprodukte herstellt. Die Inhaltsstoffe des Startups sind tier- und gentechnikfrei, global skalierbar und werden ohne Verwendung aggressiver Chemikalien nachhaltig hergestellt. Bioweg hat jüngst eine Partnerschaft mit Bayer geschlossen. Ziel ist es, biologisch abbaubare Saatgutbeschichtungen zu entwickeln. Bioweg plant anlässlich der Partnerschaft, von Niedersachsen nach NRW zu ziehen.

Photo: Dr. Prateek Mahalwar, Bioweg
BioTreasure
BioTreasure hat kleine und dezentralisierte Biogasanlagen entwickelt. Das System ermöglicht es den Verbrauchern, ihre organischen Abfälle in Energie und organischen Dünger umzuwandeln. BioTreasure wurde im Jemen gegründet.

Photo: Omer Badokhon, BioTreasure
CyFract
CyFract sorgt für einen großen Entwicklungsschritt bei den ganz kleinen Teilchen. Bisher ist es mit einem hohen Energieaufwand verbunden, wenn man Mikropartikel aus dem Wasser fischen möchte. Viele Filtersystem haben zudem Schwächen. CyFract versetzt Wasser in Rotation und trennt so die winzigen Teile ab. Dafür ist viel weniger Energie erforderlich. Das Startup hat sich in München angesiedelt.

Photo: Tayyar Bayrakci, CyFract

Memorandum of Understanding
Bayer wird Partner von Bioweg
Großer Schritt für ein Circular-Valley-Startup: Gemeinsam mit dem DAX-Konzern wird es neue biologisch abbaubare Saatgutbeschichtungen und Formulierungsmaterialien entwickeln. Dafür zieht das junge Unternehmen nach Nordrhein-Westfalen.
Bayer und Bioweg haben ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, das konkrete weitere Schritte in der Zusammenarbeit zwischen den beiden Organisationen definiert. Dies unterstreicht das Engagement beider Parteien für die Förderung nachhaltiger landwirtschaftlicher Lösungen. Die Partner wollen nachhaltige Formulierungsmaterialien für Saatgutbeschichtungen entwickeln und die Einkapselung von kontrolliert freisetzenden Pflanzenschutzprodukten, die biobasiert und biologisch abbaubar sind.

Für die Zusammenarbeit wird das Materialforschungs- und Entwicklungsteam von Bioweg nach NRW umziehen, in den Bayer-LifeHub in Monheim am Rhein. Das LifeHub unterstützt innovative Start-ups, indem es ihnen Zugang zu den Bayer-Einrichtungen und so eine enge Zusammenarbeit ermöglicht.

Dr. Prateek Mahalwar, CEO von Bioweg, erläuterte die Vorteile und Ziele der Partnerschaft:
Diese innovative Zusammenarbeit verspricht nicht nur, nachhaltige Lösungen schneller auf den Markt zu bringen, sondern nutzt auch die Stärken des landwirtschaftlichen Produkt-Know-hows von Bayer, das nahtlos mit der dynamischen, agilen und innovativen Arbeitskultur des Start-ups Bioweg auf demselben Campus verschmilzt.

Dr. Prateek Mahalwar,
CEO von Bioweg
Auch Bayer blickt sehr optimistisch auf die Kooperation: "Wir freuen uns, das erste Start-up-Unternehmen auf dem Campus der globalen Hauptquartiere der Crop Science Division von Bayer in Deutschland im Rahmen unserer offenen Innovationsstrategie und unserer Bemühungen, unsere Innovationsfähigkeiten durch enge Zusammenarbeit mit jungen und innovativen Start-up-Unternehmen weiter zu ergänzen, willkommen zu heißen", sagte Axel Trautwein, Leiter der Regulatory Science bei Bayers Crop Science Division.

Zum Inhalt der Partnerschaft: Heutzutage wird Saatgut einem Beschichtungsprozess unterzogen, um eine einheitliche Form, Größe, Gewicht und Oberfläche zu erreichen. Diese Beschichtung dient mehreren Zwecken, unter anderem der Erleichterung der Aussaat, der Verbesserung der Saatgutqualität durch den Einsatz von Wirkstoffen und dem Schutz vor biologischen und umweltbedingten Einflüssen.

Saatgutbeschichtungen bestehen in der Regel aus Polymeren, Bindemitteln, Farbstoffen, Mineralien und verschiedenen Zusatzstoffen. Diese Bestandteile unterliegen strengen Vorschriften und sind oft nicht biologisch abbaubar. Bioweg hat biologisch abbaubare und biobasierte Alternativen zu landwirtschaftlichen Beschichtungen und darüber hinaus zu anderen landwirtschaftlichen Formulierungsmaterialien entwickelt. Diese nachhaltigen und anpassungsfähigen Lösungen lösen verschiedene Herausforderungen, wie zum Beispiel die einstellbare Freisetzung, die Beladung mit Wirkstoffen oder Mikronährstoffen und die Erhöhung der mikrobiellen Belastbarkeit zur Optimierung der Ernteerträge. Die Entwicklung biologisch abbaubarer Saatgut- und Düngemittelbeschichtungen erweitert nicht nur die Möglichkeiten der Landwirte, einen größeren Nutzen aus ihrer Produktion zu ziehen, sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch. Dieser radikal neue Ansatz kann auch dazu beitragen, die Landwirtschaft und unser Lebensmittelsystem widerstandsfähiger zu machen.

Erfolgsstorys
Meilenstein für Circular-Valley-Startup
Das deutsche Start-up Plastic Fischer hat Anfang November seine 1000. Tonne Kunststoff-Abfall aus Flüssen in Indien und Indonesien geholt. Das Unternehmen mit Sitz in Köln entwickelt schwimmende Zäune, die verhindern, dass Plastikmüll ins Meer gelangt und dort zu Mikroplastik wird.
Wie wichtig der DemoDay von Circular Valley für die Startups ist, kann Karsten Hirsch von Plastic Fischer bestätigen. Als er vor gut zwei Jahren dort auftrat, lernte er Ralf Putsch, Geschäftsführer des international tätigen Zangenherstellers Knipex, kennen. Der war so überzeugt von der Idee, dass er das Fischen von 19 Tonnen Plastikmüll finanzierte – und seitdem schon mehrfach sein Engagement bei Plastic Fischer erweitert hat.

Neben Knipex sind inzwischen zahlreiche andere Unternehmen Partner von Plastic Fischer geworden, unter anderem Gebrüder Becker.

Gemeinsam haben sie nun einen Meilenstein feiern können. Plastic Fischer meldete Anfang November, die 1000. Tonne Plastikmüll aus Flüssen in Südostasien gefischt zu haben. Ein wichtiger Aspekt für diesen Weg: Die Mitarbeitenden vor Ort können die schwimmenden Zäune leicht aufbauen und einsetzen.

Das 2019 gegründete Startup beschäftigt in Indien und Indonesien mittlerweile rund 90 Menschen, die Plastikmüll aus Flüssen fischen und fürs Recycling aufbereiten. Einer von ihnen hat den Gründern eine besondere Geschichte erzählt: Da sein Sohn und er nun endlich einen sicheren Job haben, hat er sich den ersten Mülleimer seines Lebens gekauft.

Staatsbesuch in Berlin
Ermutigung von der belgischen Königin
Seine Majestät König Philippe und Königin Mathilde von Belgien waren Anfang Dezember zu einem dreitägigen Staatsbesuch in Berlin und hatten sich für ihren Empfang eine besondere Kulisse ausgesucht: Im großen Saal des Funkhaus Berlin begrüßten sie rund 400 Gäste (darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau) zu einem Konzert. Königin Mathilde erkundigte sich bei Dr. Carsten Gerhardt, Vorsitzender der Circular Valley Stiftung, nach der Arbeit in der erweiterten Rhein-Ruhr-Region. Sie war hoch erfreut, dass NRW und Flandern in der Kreislaufwirtschaft zusammenarbeiten und unterstrich, dass das Thema für Belgien eine hohe Bedeutung hat.

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit
Interesse aus Wales
Kreislaufwirtschaft kann nur funktionieren, wenn Länder über Grenzen hinweg zusammenarbeiten. Das machen Nordrhein-Westfalen und Flandern mit ihrer Kooperation vor – und dass wissen auch die Länder, bei denen die Grenze durch ein Meer definiert ist. Beim Empfang des walisischen Wirtschaftsministers Vaughan Gething in Düsseldorf bekundete dieser gleich zur Begrüßung sein Interesse, assoziiertes Mitglied der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in der Circular Economy zu werden.

Die Gespräche darüber sollen 2024 fortgesetzt werden.

Der walisische Wirtschaftsminister Vaughan Gething
Photo: Welsh Government

Netzwerk
Neue Partner für Circular Valley
Das Netzwerk wächst weiter: In den vergangenen Monaten haben sich weitere Unternehmen und Institutionen mit Circular Valley verbunden, um es finanziell und mit Wissen zu unterstützen.
  • Teqport
    Die Gewinnung von Sekundärrohstoffen (Recycling) und der Wiedereinsatz gebrauchter Komponenten (Reuse, Remarketing) haben aufgrund der globalen Rohstoffknappheit massiv an Bedeutung gewonnen. Teqport macht diese Ansätze effizient und umweltschonend möglich – als der führende Asset Recovery Manager an der Seite der großen Infrastrukturunternehmen in Deutschland und Europa.

    Die Entsorgungsexperten mit Sitz in Solingen sind in der Lage, als Generalunternehmer das volle Leistungsspektrum entlang des komplexen Prozesses anzubieten und auszuführen: von Rückbau oder Bergung über die logistische Abwicklung, die bedarfsgerechte Auf- beziehungsweise Umarbeitung (inklusive im Bedarfsfall notwendiger Zusatzservices, wie beispielsweise einer zertifizierten Datenlöschung) bis hin zur Verwendung mittels eines umfassenden Netzwerks an Subunternehmern.

    Teqport ist ein zertifizierter Fachbetrieb und bekennt sich klar zu Umweltschutz, Transparenz und sozialer Verantwortung entlang seiner Geschäftsprozesse. Die Partnerschaft mit Circular Valley ist daher naheliegend, aber deshalb nicht minder erfreulich.
  • BEW
    Seit nunmehr 40 Jahren engagiert sich das Bildungszentrum für die Ver- und Entsorgungswirtschaft (BEW) in Essen und Duisburg für die Aus- und Weiterbildung im Bereich technischer Umweltschutz. Das Angebot hat eine enorme Breite, die von Altlasten bis Wasser und von Energie bis Pflanzenschutz reicht. In den vier Jahrzehnten ist rund um das BEW zudem ein beachtliches Netzwerk entstanden, das nun auch mit dem von Circular Valley verbunden ist.
  • Der Paritätische NRW
    Unter diesem Dach sind mehr als 3200 Organisationen mit rund 6800 Einrichtungen und Diensten in allen Feldern der sozialen Arbeit zusammengeschlossen – von der Kita bis zum Pflegedienst. Der Paritätische NRW ist zudem der Verband der Selbsthilfe und des Bürgerengagements. Viele der Mitgliedsorganisationen entstehen bis heute aus sozialen Bewegungen oder aus dem Wunsch heraus, neue soziale Angebote zu schaffen. Das ist einer von mehreren Anknüpfungspunkten für die Kooperation mit Circular Valley.
  • European Bioplastics
    Der Verein mit Sitz in Berlin vertritt die Interessen der Biokunststoffindustrie und setzt sich für den Aufbau und die Stärkung eines förderlichen politischen Umfelds in der EU ein, in dem biobasierte, biologisch abbaubare und kompostierbare Kunststoffe gedeihen können. Die jährliche Konferenz gilt als die führende Geschäfts- und Netzwerkveranstaltung der Branche. European Bioplastics hat passend dazu einen regelmäßigen Austausch mit Circular Valley vereinbart.

Studienergebnisse
Gemeinsame Studie mit Kearney
Schon im Titel steht ein schönes Bild, auf den nächsten Seiten folgen dann eine Menge Ideen, wie man dieses Bild Wirklichkeit werden lässt. „It's time to connect the dots on circularity" heißt eine Studie, die die Unternehmensberatung Kearney mit ihrem Business-Model-Innovation-Arm FFWD und Circular Valley erstellt haben.
Die Partner befragten 100 Führungskräfte aus der Wirtschaft, wie diese Kreislaufwirtschaft angehen, ob und wie es Verbindungen zwischen Kreislaufinitiativen und Unternehmensstrategien gibt und wo Wertschöpfungsmöglichkeiten durch Circular Economy identifiziert wurden.

Die zentralen Ergebnisse der Studie: Zwei Drittel der Unternehmen haben bereits Elemente der Kreislaufwirtschaft in ihre Strategien aufgenommen und erwarten, dass die Nachfrage steigen sowie der Umsatz wachsen wird. Gleichzeitig betrachten sie die Circular Economy als Schlüssel zu größerer Widerstandsfähigkeit in Zeiten geopolitischer Instabilität sowie ein potenzielles Unterscheidungsmerkmal.

Zugleich benennen die Befragten Herausforderungen auf ihrem Weg: Es fehlt noch an klaren Kennzahlen, an Verknüpfungen über Organisationsgrenzen hinweg sowie Erfahrungen, wie man Kreislaufwirtschaft vollständig im Kern des Unternehmens verankert und Investitionen in diesem Bereich dauerhaft sichert. Passend dazu gibt es in der Studie Kapitel zu Kollaborationen, langfristiger Ausrichtung, Innovation und Beschleunigung.

Der Handlungsdruck wird von den Teilnehmern der Studie als hoch und damit letztlich zielführend beschrieben. Auch dazu gibt es eine schöne Überschrift in der Studie. Ein Kapitel heißt „Die Gründe für den Wandel sind klar".

  • It's time to connect the dots on circularity
    Die gesamte Studie ist hier zu finden.

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit
Internationale Organisationen lernen Circular Valley kennen
In den vergangenen Monaten waren zahlreiche Gäste im Circular Valley, um mehr über Kreislaufwirtschaft zu erfahren. Die Vertreter der Initiative waren aber auch viel in Europa unterwegs, um ihr Wissen zu teilen und neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu gewinnen:
Schlesien
Im „Regionalen Weimarer Dreieck" sind NRW, Schlesien und Hauts-de-France partnerschaftlich miteinander verbunden, unter anderem durch ein jährliches Treffen in einer der drei Regionen. In diesem Jahr war Schlesien der Gastgeber und Kreislaufwirtschaft eines der Themen der Gespräche – mit besonderem Gewicht auf Wasser und Abfall. Nächstes Jahr treffen sich die Partner in Nordrhein-Westfalen, dann wollen sie das Thema Circular Economy weiter vertiefen und dabei auch weiter von Circular Valley lernen.
Brüssel
Mistra-SWECIA ist eine schwedische Initiative sowohl zur ⁠Klimasystem⁠- und ⁠Klima⁠-Ökonomie-Modellierung als auch zu Klimaauswirkungen, ⁠Landnutzung⁠ und Anpassungsprozessen. Mitglieder der Initiative waren im Frühjahr im Circular Valley, nun traf man sich zu einer Tagung in der belgischen Hauptstadt. Andreas Mucke, Geschäftsführer der Circular Economy Accelerator GmbH, stellte dort die Initiative aus der erweiterten Rhein-Ruhr-Region vor. In den anschließenden Diskussionen lag der Schwerpunkt auf Konsumgütern.
Oberhausen
Cads heißt eine Kooperation für abgesicherte definierte Standards bei den Schuh- und Lederwarenprodukten. Unter dem Titel „Herausforderungen annehmen. Gemeinsam mehr bewegen" kamen die Mitglieder bei Fraunhofer Umsicht in Oberhausen zusammen. Von Gastgeber Prof. Dr. Manfred Renner und Referent Andreas Mucke wollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor allem mehr dazu wissen, wie man Nachhaltigkeit misst und welche Recycling-Strategien die aussichtsreichsten sind.
Berlin
Der Verein European Bioplastics richtete seine große Jahrestagung Mitte Dezember in der Bundeshauptstadt aus. Dort tauschten sich die Gäste über die jüngsten Innovationen bei biobasierten und biologisch abbaubaren Kunststoffen aus. Circular Valley war dabei erneut ein wichtiger Gesprächspartner.

Webinare
Unterstützung für Startups in Ghana
Afrikanische Startups waren in den bisherigen Runden des Förderprogramms von Circular Valley schon gut vertreten, seit dem Sommer wurde nun die Kooperation mit Ghana vertieft.
Das Ziel: die Zusammenarbeit hiesiger etablierter oder junger Unternehmen mit Partnern in dem westafrikanischen Land sowie die Teilnahme ghanaischer Startups am Circular Economy Accelerator ermöglichen. Dazu hat Circular Valley eine achtteilige Webinarreihe entwickelt, um die Gründerinnen und Gründer in Afrika zu unterstützen. Schwerpunktthemen dort sind unter anderem Nahrungsmittel und Textilwirtschaft. Wichtiger Baustein ist der direkte Austausch zwischen Startups, also zwischen Circular-Valley-Alumni und junge Unternehmen aus Ghana. „Unsere grenzüberschreitende Arbeit in der Kreislaufwirtschaft ist nicht auf Europa beschränkt. Wir freuen uns über die vielen Partner in Afrika und weltweit", sagte Andreas Mucke, Geschäftsführer der Circular Economy Accelerator GmbH.

Internationale Zusammenarbeit
Gäste aus China, dem Nahen Osten und den hiesigen Kirchen
Der Accelerator von Circular Valley bleibt ein beliebtes Reiseziel – gleichermaßen für Menschen aus der Region und für Gäste von anderen Kontinenten.
In den vergangenen Monaten freute sich die Initiative für die Kreislaufwirtschaft unter anderem über Besuch der Candid Foundation. Die unabhängige Non-Profit-Organisation mit Sitz in Berlin legt ihren Fokus auf den Nahen Osten und Nordafrika. Das brachte Gründer und Aktivisten nach Wuppertal, die viele Ideen und Impulse zur Circular Economy mitnahmen.

Die Organisation der Vereinten Nationen für die industrielle Entwicklung, kurz Unido, brachte eine Delegation aus China nach Deutschland und Wuppertal. Die Gäste aus staatlichen Unternehmen zeigten in den Gesprächen, dass Kreislaufwirtschaft auch in ihrem Land eine beachtliche Dynamik angenommen hat.

Für den Erhalt der Schöpfung ist die Kreislaufwirtschaft von entscheidender Bedeutung. Passend dazu besuchten 40 Pfarrerinnen und Pfarrer der Evangelischen Kirche das Circular Valley. Nach dem Besuch haben sie nun zwei Vorhaben: das Thema in der kirchlichen Arbeit aufgreifen und den Austausch auf der nächsthöheren Ebene, der Evangelischen Kirche im Rheinland, fortsetzen. Schönes Fazit des Treffens: Trotz der großen Herausforderungen im Klima- und Umweltschutz verließen die Gäste Circular Valley angesichts des Gehörten „mit einem guten Gefühl".