2024-03-25
Circular Valley
Newsletter 1/2024
5. JUNI, 2024:
TRAWEBA CONGRESS - ALTE GLASEREI, WUPPERTAL

15. NOVEMBER, 2024:
Circular Valley® Forum - STADTHALLE WUPPERTAL

Interview
Der neue Netzwerker im Circular Valley
Dr. Günter Poppen, von 2017 bis Ende 2023 Geschäftsführer der Vorwerk-Elektrowerke, kümmert sich nun um Unternehmenskooperationen für die Kreislaufwirtschaft. Im Interview spricht er über seine Motivation und die Wege, die Potenziale der Circular Economy zu heben.
  • Warum haben Sie sich entschieden, sich nach einer erfolgreichen Karriere in der Industrie mit Unternehmenskooperationen in der Kreislaufwirtschaft zu beschäftigen?
    Poppen: Bereits in meiner Tätigkeit als CEO habe ich mich aus innerer Überzeugung für Themen der Nachhaltigkeit – wozu die Kreislaufwirtschaft gehört – eingesetzt. Angesichts der sichtbaren und beunruhigend schnellen Veränderungen in unserer Umwelt halte ich das persönlich für eine sehr wichtige Aufgabe und möchte mit dazu beitragen, diese wichtige Aufgabe zu lösen. Ich will da etwas bewegen!
  • Was begeistert Sie am Thema Kreislaufwirtschaft?
    Poppen: Aktuell sehen wir großen technologischen Fortschritt in diesem Bereich. Das gibt uns Möglichkeiten, die wir nutzen sollten, indem wir diesen Fortschritt in der Praxis umsetzen.
  • Welche Stärken bringen Sie in die neue Aufgabe ein?
    Poppen: Sicher meine breite Erfahrung aus den Jahren als Manager in einem herausragenden Unternehmen, aber auch eine hohe Zielorientierung verbunden mit viel Motivation für das Thema. Zudem verfüge ich über ein sehr gutes Netzwerk in verschiedene Industrie-Branchen hinein.
  • Wie wollen Sie Ihre Aufgabe angehen?
    Poppen: So wie ich bisher alle meine Aufgaben angegangen bin: Mit viel Energie und Zielstrebigkeit, aber auch mit einem sehr strukturierten Ansatz, um möglichst viel zu erreichen.
  • Wie schätzen Sie die Bedeutung der Kooperation von großen Unternehmen in der Circular Economy ein?
    Poppen: Große Unternehmen haben durch ihre Power und ihren Marktzugang einen großen Hebel, um Dinge zu verändern. Wenn kleinere Unternehmen und Startups die Ideen und die Technologie liefern, können die Großen dafür sorgen, dass das auch beim Kunden ankommt.
  • Welche Rolle werden die großen Unternehmen in der Transformation zu einer echten Kreislaufwirtschaft spielen?
    Poppen: Es geht nur mit den Großen! Das ist aber auf keinen Fall ein Selbstzweck oder purer Altruismus, sondern bietet den treibenden Unternehmen Chancen: In der Wahrnehmung der Marke beim Kunden und nicht zuletzt, um den steigenden regulatorischen Anforderungen zu begegnen.
  • Was braucht diese Transformation von heute aus gesehen noch beziehungsweise was fehlt bisher?
    Poppen: Es braucht die Verbindung der Unternehmen über Branchengrenzen hinweg und dann vor allem den Mut zur Veränderung: Zirkuläres Wirtschaften bedeutet, sich von alten Prozessen und Abläufen zu lösen und das betrifft alle Unternehmensbereiche – von der Grundlagenforschung bis zum Vertrieb.

Batch#6
Startups von vier Kontinenten kommen ins Circular Valley
Die Initiative für Kreislaufwirtschaft startet eine neue Runde ihres Förderprogramms. Sie hat junge Unternehmen aus der ganzen Welt ausgesucht, um in der erweiterten Rhein-Ruhr-Region deren Ideen entscheidend voranzubringen.
Sie identifizieren alternative Rohstoffe, erfinden chemische Recycling-Prozesse und verbinden Unternehmen für eine nachvollziehbare Wertschöpfungskette. Und sie kommen aus Ägypten, Chile, Indien und verschiedenen europäischen Ländern – die 15 Startups, die die Circular Valley Stiftung für die nächste Runde ihres Förderprogramms ausgewählt hat. Ab April werden sie drei Monate lang ihre Geschäftsmodelle in der Rhein-Ruhr-Region weiterentwickeln.

Mit den Startups der neuen Förderrunde überschreitet Circular Valley die Marke von 100 geförderten Startups. Die gleichnamige Initiative ist im Sommer 2021 gegründet worden, um im Herzen Deutschlands und Europas ein Silicon Valley der Kreislaufwirtschaft zu schaffen. Dafür bringt Circular Valley große Unternehmen und Mittelständler zusammen, teilt Wissen mit Politik und Forschung, informiert die Zivilgesellschaft – und fördert Startups aus der ganzen Welt.

Die Gründerinnen und Gründer arbeiten während des Förderprogramms mit hochkarätigen Coaches und Mentoren zusammen, besuchen zahlreiche Unternehmen und verbinden sich mit der hiesigen Industrie. Höhepunkt des Förderprogramms ist der DemoDay am 28. Mai in Wuppertal. Dann präsentieren die Startups ihre Ideen vor großem Publikum.
Die Schwerpunkte der neuen Runde des Förderprogramms
Orchestrierung der Wertschöpfungskette: Die Startups in diesem Bereich helfen Unternehmen, einen Überblick über die gesamte Wertschöpfungskette zu bekommen. Sie verbinden die einzelnen Akteure innerhalb der Kette und heben diese damit auf eine höhere als die einzelunternehmerische Ebene. Die Startups entwickeln Programme, dank denen Unternehmen wissen, was in einem Produkt steckt, wo sich die Stoffe und Produkte befinden oder wie man sie erhalten kann.

Alternative Rohstoffe und Bioökonomie: Die jungen Unternehmen dieses Sektors suchen alternative Rohstoffe, die Materialien ersetzen, die aus der Geosphäre gewonnen werden. Damit sind sowohl Ideen aus der Bioökonomie gemeint als auch „Rohstoffe", die durch Recycling entstehen. Ein besonderes Augenmerk liegt in der neuen Runde des Förderprogramms auf un- oder suboptimal genutzten Materialien.

Neue Techniken für chemisches Recycling: Wenn Produkte aus reinen Materialien bestehen, dann ist in der Regel mechanisches Recycling oft der beste Weg, um Rohstoffe im Kreis zu führen. Sind aber viele verschiedene Materialien fest miteinander vermischt, dann werden diese Produkte heute meist verbrannt. Chemisches Recycling ist eine Alternative, erfordert aber noch wichtige Fortschritte, um eine bessere ökologische Bilanz aufzuweisen. Vier der ausgewählten Startups haben Konzepte dazu – und angesichts der starken chemischen Industrie in Nordrhein-Westfalen ein echtes Heimspiel während des Förderprogramms.
Die Startups der neuen Förderrunde im Überblick:
Orchestrierung der Wertschöpfungskette
  • Circulix
    Berlin/Deutschland
  • CL Circular
    Spanien
  • ContainerGrid
    München/Deutschland
  • VCG.AI
    Stuttgart/Deutschland
Alternative Rohstoffe und Bioökonomie
  • Agrona
    Ägypten
  • CarbonCraft
    Indien
  • Circular Structures
    Bremen/Deutschland
  • Flower Matter
    Berlin/Deutschland
  • Upcyde
    Dänemark
Neue Techniken für chemisches Recycling
  • Radical Dot
    München/Deutschland
  • Sustanix Materialtech
    Niederlande
  • T-phite
    Chile
  • Blueplasma Power
    Spanien
Sonstige
  • Qaptis
    Schweiz
Waste to Wealth
Tansania
For more details about the 15 startups please see: Batch#6

Transformation
Bundesregierung unterstützt Kreislaufwirtschaft
Bundeskanzler Olaf Scholz sieht ein großes Potential in der Circular Economy: Bis 2030 ließen sich „jährlich rund zwölf Milliarden Euro zusätzliche Bruttowertschöpfung erzielen und neue Arbeitsplätze schaffen", sagte der Regierungschef bei einem Treffen der Allianz für Transformation in Berlin, bei dem Circular-Valley-Gründer Carsten Gerhardt als Experte dabei war.
Scholz bezog sich mit seiner Einschätzung auf die Studie „Zirkuläre Wirtschaft – Herausforderungen und Chancen für den Industriestandort Deutschland" von BDI und Deloitte.

Beim Treffen waren neben dem Kanzler auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, Bundesumweltministerin Steffi Lemke und weitere Vertreter der deutschen Bundesregierung dabei. Sie diskutierten mit führenden Vertretern aus Wirtschaft, Gewerkschaften, Verbänden, Wissenschaft und Zivilgesellschaft darüber, wie die Kreislaufwirtschaft effektiv vorangetrieben werden kann.

Es wurde deutlich, dass Scholz und die Bundesregierung der Kreislaufwirtschaft einen hohen Stellenwert beimessen. So sagte der Kanzler: „Die weitere Modernisierung Deutschlands und der klimaneutrale Umbau unserer Wirtschaft bleiben herausragende Ziele der Bundesregierung. Es geht darum, unsere Klimaschutzziele zu erreichen und gleichzeitig unseren Wohlstand zu sichern." Dies deckt sich mit dem Motto von Circular Valley „Grow the Economy – Protect the Environment".

Abschließend sagte der Kanzler:
Unser Ziel ist es, ein globaler Vorreiter für zirkuläre Technologien und Produkte zu werden, zum Beispiel im Bereich Batterien oder auf dem Bau. Aktuell arbeiten wir deshalb an einer nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie, die wir sehr bald auf den Weg bringen werden.

Olaf Scholz,
Bundeskanzler

"Wertschöpfung in Kreisläufen"
Großes Interesse bei Union und Adenauer-Stiftung
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat einen Kongress zum Thema Kreislaufwirtschaft organisiert. So kamen Politik und Praxis in Berlin zusammen. Circular Valley vertiefte den Austausch mit den Christdemokraten wenig später bei deren Stiftung.

Andreas Mucke, Geschäftsführer der Circular Economy Accelerator GmbH
Quelle: Simone Gerhards / Konrad-Adenauer-Stiftung
Die Parteipolitik spielte an diesem Tag bei Friedrich Merz ausnahmsweise keine Rolle. Der CDU-Vorsitzende sprach vor rund 350 Fraktionsmitgliedern und Gästen über die Circular Economy. Dabei wurde zweierlei deutlich: Kreislaufwirtschaft ist weit mehr als Recycling und Abfallentsorgung. Und anders als in Berlin üblich ist es kein Thema, bei dem man in Legislaturperioden, sondern langfristig denkt.

Andreas Mucke, Geschäftsführer der Circular Economy Accelerator GmbH, hatte schon bei der Einladung zu dem Kongress Parallelen zur Initiative aus der Rhein-Ruhr-Region bemerkt.
Beide betonen das Zusammenspiel von Wirtschaft und Naturschutz. „Wertschöpfung in Kreisläufen – Für ökologischen und ökonomischen Erfolg" war der Titel des Kongresses von CDU und CSU, „Grow the Economy - Protect the Environment" ist das Motto von Circular Valley.

Wesentliche Teile des Kongressprogramms gehörten jungen und etablierten Unternehmen. Sie zeigten, was in der Kreislaufwirtschaft bereits Realität ist – gleichermaßen in der Zement-Industrie wie bei der Entwicklung von Batterien. Von den Diskussionsteilnehmern lernte das Publikum zudem, was noch fehlt: Ideen und Chancen sind da, es gibt aber bisher keinen passenden rechtlichen Rahmen. Ein Beispiel dafür ist das chemische Recycling. Es wird nicht auf die Recycling-Quoten von Unternehmen angerechnet, deshalb ist es für viele auch noch nicht attraktiv. Hier wünschen sich die Vertreter der Wirtschaft Normen – am besten auf europäischer Ebene.

Die Bedeutung von Thema und Treffen zeigte sich nach Abschluss des offiziellen Programms. Viele der Gäste blieben noch lange vor Ort, besuchten die Stände der beteiligten Unternehmen und vertieften ihr Wissen. Der frühere Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zog als einer der Gastgeber folgendes Fazit: „Eine starke Kreislaufwirtschaft ist gut für die Wirtschaft, gut für die Umwelt und senkt unsere Abhängigkeit von Rohstoff-Einkäufen aus dem Ausland. Rohstoffsicherheit ist ein Mega-Thema der 20er-Jahre."

Am Rande des Kongresses sprach Mucke mit der umweltpolitischen Sprecherin der Unionsfraktion, Dr. Anja Weisgerber, über Circular Valley. Die Schweinfurterin findet die Idee des Circular Valley spannend und möchte den Austausch künftig fortsetzen, um wichtige Impulse zum Thema zu erhalten.

Die Christdemokraten haben sich in NRW unter der Schirmherrschaft des Landtagsabgeordneten Christian Untrieser noch bei einem weiteren Treffen mit Kreislaufwirtschaft auseinandergesetzt. Die parteinahe Konrad-Adenauer-Stiftung beschäftigte sich mit der Frage, wie man „Weg vom Wegwerfen" kommt. Die Vertreter von Circular Valley, Teqport und Covestro versorgten das Publikum mit praktischen Beispielen: Allein in den mehr als 200 Millionen alten Handys, die ungenutzt in den deutschen Haushalten liegen, stecken wertvolle Materialien, mit denen man jede Menge neue Geräte bauen könnte, ohne nur einen frischen Rohstoff zu verbrauchen. Ähnlich ist es bei Matratzen – wenn man sich nur vor Augen führt, dass jährlich rund sieben Millionen Stück verkauft werden.

Das Publikum nutzte die Fragerunden nach den Vorträgen intensiv und bestätigte so eine unausgesprochene Voraussetzung der Transformation hin zu einer zirkulären Wirtschaft: Es kommt entscheidend auf die Bedürfnisse und die Nachfrage der Verbraucher an.

Vortrag
Zirkulärer Kunststoff würde nur wenige Cent mehr kosten
Thomas Müller-Kirschbaum, Chef-Wissenschaftler von Circular Valley, hat in einem Vortrag beim Kunststoff-Institut erläutert, wie der Weg zu einer klimapositiven Kreislaufwirtschaft aussieht – und dabei ein vielbeachtetes Gedanken-Experiment vorgestellt.
Zwei Tage lang haben sich Unternehmen, Institute und Forschungseinrichtungen im Februar über nachhaltige Werkstoffe ausgetauscht. Dazu hatte das Kunststoff-Institut Lüdenscheid eingeladen und Prof. Dr. Thomas Müller-Kirschbaum um den Eröffnungsvortrag gebeten. Der Chef-Wissenschaftler von Circular Valley erläuterte, wie ein vollständig geschlossener Kunststoff-Kreislauf aussieht und was er kosten würde. Das Gedanken-Experiment mit realistischen Parametern kam zu einem erstaunlichen Ergebnis: Eine 100-Gramm-Plastikflasche würde nur fünf Cent mehr kosten, wenn man den Kunststoff vollständig im Kreis führt.

Thomas Müller-Kirschbaum ist der Chef-Wissenschaftler von Circular Valley.
Quelle: Fraunhofer IAP
Die erste wichtige Botschaft des Vortrags lautete „Kreislaufwirtschaft ist ohne Alternative". Diese Ansicht teilte das Publikum – ebenso wie die Frage „Wie kann man sie voranbringen?".
Müller-Kirschbaum erläuterte fünf Schritte und Techniken, die es dazu braucht:
  • 1
    Der im Kunststoff gebundene Kohlenstoff muss möglichst vollständig im Kreislauf gehalten werden – auch bei multiplen Zyklen.
  • 2
    Es darf keine Neuware aus fossilen Quellen in den Kreislauf kommen.
  • 3
    Kunststoffqualitäten auf dem Niveau von Neuware kommen nur aus erneuerbaren Quellen (Technosphäre, Biosphäre oder Atmosphäre).
  • 4
    Unvermeidliche Prozessverluste und Mengenwachstum sind durch Kunststoffe aus erneuerbaren Quellen zu ergänzen.
  • 5
    Es werden nur regenerative Energien eingesetzt.
Ein Bild verdeutlichte Weg und Ziel: das Treppenhaus-Fahrstuhl-Modell. Jede Treppenstufe nach unten steht für den stetigen Qualitätsverlust eines Produkts beim mechanischen Recycling, der Lift für den Weg zurück nach oben zu einer Neu-Qualität. Diese Fahrstuhlfahrt macht chemisches Recycling möglich. Außerdem müssen Kunststoffe aus erneuerbaren Quellen hinzukommen, um Verluste auszugleichen.

Wenn dies technisch machbar ist, muss es auch bezahlbar sein. Die Kosten rechnete Müller-Kirschbaum für das Jahr 2035 und das Ziel von mindestens 50 Prozent geringeren CO2-Emissionen aus. Die Differenz beträgt fünf Cent gegenüber dem heutigen Kostenniveau und ist nicht teurer als ein Szenario mit nur 30 Prozent Kunststoffen im Kreislauf. „Ja, es kostet etwas mehr als heute. Aber nichts tun wird nicht billiger", sagte der Referent.

Zum Abschluss plädierte er dafür, Produkte mit Blick auf ihre Kreislauffähigkeit vergleichbar zu machen. Damit ist ein Index gemeint, der den Anteil der Materialien im Kreislauf anzeigt, die ein Produkt enthält. Das Label sollte genauso leicht verständlich sein, wie es bereits heute beim Energie-Label oder dem Nutri-Score für Lebensmitteln der Fall ist. Wenn die Kundinnen und Kunden die zirkuläre Klasse eines Produkts erkennen und in ihre Kaufentscheidung einbeziehen, wäre dies ein großer Impuls – für die Kreislaufwirtschaft und den Stellenwert nachhaltiger Werkstoffe.

Kooperationen
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit nimmt Fahrt auf
Beim Circular Valley Forum haben NRW und Flandern ihre Kooperation in der Kreislaufwirtschaft vereinbart. Während der belgischen Ratspräsidentschaft vertiefen die beiden das Ganze nun in Brüssel.
Jan Jambon ist fest von einer besonderen Wirkung ausgegangen – und findet nun die Bestätigung in der Praxis. Bei der Unterzeichnung des Memorandums of Understandings zwischen Nordrhein-Westfalen und Flandern, sagte der flämische Ministerpräsident beim Circular Valley Forum: „Es ist von unschätzbarem Wert, dass wir unsere Kräfte nun bündeln." Nordrhein-Westfalen und Flandern würden zum Kreislauf-Zentrum Europas und sich gemeinsam dafür einsetzen, die Materialkreisläufe „so weit wie möglich" zu schließen.

Mit Blick auf die EU-Ratspräsidentschaft Belgiens 2024 erklärte Jambon im November, dass Kreislaufwirtschaft dabei ein wichtiges Thema werde. Das zeigte sich nun beim Interreg-Netzwerkevent in Brüssel, das das NRW-Wirtschaftsministerium und die Flämische Agentur für Innovation und Unternehmertum in Brüssel organisierten. Die Vorträge dort machten deutlich, welche Fortschritte es in der Circular Economy schon gibt. Zugleich wurden bei dem Treffen bereits viele Projektbeispiele und Initiativen vorgestellt. Dazu zählten Kooperationen in der Wasserwirtschaft und der Abfallentsorgung ebenso wie Circular Valley und sein internationales Netzwerk.

Eine wichtige Erkenntnis des Treffens: Es gibt die passenden Partner und damit gute Aussichten, dass aus politischen Beschlüssen eine wertvolle Praxis wird. Wiedersehen und Fortsetzung sind auch schon sicher: Flandern hat für Mitte April zu einer Circular-Economy-Konferenz eingeladen.

Kooperationen
Impulse für den Düsseldorfer Klimapakt
Die Landeshauptstadt versorgt ihre Partner im Klimaschutz regelmäßig mit Ideen, wie man Emissionen verringern kann. Beim jüngsten Treffen kamen diese von der Circular Valley Stiftung und deren Netzwerk.
Die Stadt Düsseldorf hat vor drei Jahren mit der Industrie- und Handelskammer, der Kreishandwerkerschaft und der Handwerkskammer einen Pakt für den Klimaschutz geschlossen. Unternehmen, die dem Pakt beitreten, erklären sich bereit, Treibhausgase zu verringern und dieses Ziel in ihrer Strategie zu verankern. Dabei unterstützt sie die Stadt mit einer Geschäftsstelle und regelmäßigen Treffen. Das jüngste war dem Thema Kreislaufwirtschaft gewidmet.

Circular Valley war dabei mit mehreren Vorträgen und Fragerunden beteiligt. Andreas Mucke, Geschäftsführer der Circular Economy Accelerator GmbH, informierte zum Auftakt über die Initiative in der Region, zu der auch Düsseldorf gehört. Passend zu seiner Rede folgten drei praktische Beispiele. Marc Diefenbach, Peter Muth und Dr. Prateek Mahalwar von den Circular-Valley-Startups Rhinopaq, Green Ocean und Bioweg gaben Einblicke in ihre Unternehmen. Zum Abschluss referierte Stas Voytolovsky vom Startup Janado zum Thema Refurbished Electronics.

Düsseldorfs Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller hatte das Treffen eröffnet und würdigte das Engagement der Beteiligten: „Die Partner des Düsseldorfer Klimapaktes mit der Wirtschaft leisten einen wichtigen Beitrag zur Klimaneutralität der Landeshauptstadt bis zum Jahr 2035. Die Auszeichnung als Klimaaktive Kommune im vergangenen November bezeugt den Erfolg dieser Zusammenarbeit. Ich danke den Klimapartnern für ihre Bereitschaft zu Transparenz, Kooperation und Partizipation, mit der sie einander im Netzwerk bereichern und gemeinsam für ein zukunftsorientiertes Düsseldorf einstehen."

Partner talk
Partnertalk zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Unternehmen
Viermal im Jahr treffen sich Vertreter von Circular-Valley-Partnerunternehmen und -institutionen, um sich in vertraulichem Rahmen mit Experten über Themen der Kreislaufwirtschaft auszutauschen.
Am 29. Februar sprachen sie über Nachhaltigkeitsbewertungen von Unternehmen und die Frage, wie soziale und ökologische Auswirkungen gemessen werden können.

Das Thema stieß bei den rund 30 Teilnehmern auf enormes Interesse. Es zeigte sich, dass es viele Unternehmen umtreibt, aber noch einige Unklarheiten bestehen. So hieß es aus der Runde etwa, man sei längst über die bloße Feststellung hinaus, nachhaltiger werden zu wollen, jedoch seien die Anforderungen der Gesetzgebung oft sehr abstrakt.

Martin Viehöver, Gründer und Geschäftsführer der Positive Impacts GmbH, erklärte beim Partnertalk von Circular Valley, wie man Nachhaltigkeit entlang der Wertschöpfungskette messen kann.
Quelle: Jan Turek / Circular Valley
Martin Viehöver, Gründer und Geschäftsführer der Positive Impacts GmbH, befasste sich in seinem Vortrag mit der Frage, wie Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette gemessen und ganzheitlich bewertet werden kann. Er präsentierte ein innovatives Modell zur Ermittlung der gesellschaftlichen Gesamtauswirkungen anhand von 14 Kennzahlen, das im Einklang mit der neuen europäischen ESG-Verordnung (Environmental, Social and Governance) steht.

Viehöver erläuterte, beim Ansatz von Positive Impacts gehe es darum, anhand von vier Fragen individuelle Strategien und Konzepte für Unternehmen zu entwickeln: Wo stehen Sie heute? Wo wollen Sie sein? Wie kommen Sie dorthin? Welche Auswirkungen erzeugen Sie auf dem Weg? Mit den Antworten erhöhe man die Transparenz und sorge für mehr Nachhaltigkeit.

Nachdem die Teilnehmer hochinteressiert zugehört hatten, stellten sie zahlreiche Nachfragen und diskutierten das komplexe Modell eingehend. Zum Abschluss nutzten die Teilnehmenden bei Getränken und Snacks die Gelegenheit, diese und andere Themen weiter zu vertiefen sowie alte Kontakte zu pflegen und neue zu knüpfen.
Der nächste Partnertalk findet am 6. Juni statt.

Erfolge
Dreifache Auszeichnung für Startup aus Kolumbien
In den vergangenen Wochen gab es für das Team des kolumbianischen Startups von Gescol viel zu feiern: Die erfolgreiche Teilnahme an einer internationalen TV-Show, einen Preis bei einem lateinamerikanischen Unternehmenswettbewerb und die Rückkehr nach Deutschland. Dabei wird es Gescol auch wieder ins Circular Valley ziehen.
Im Sommer 2022 präsentierte sich Gescol auf der Bühne des DemoDays von Circular Valley und stellte vor, wie man aus Schuhsolen Baumaterialien herstellt. Das Geschäftsmodell ist bis heute das gleiche geblieben, die Bühnen haben sich geändert: Momentan bietet etwa der lateinamerikanische TV-Sender „E!" eine Plattform.
1
"Escuela Imparables", eine Reality-Wettbewerbsshow für Unternehmerinnen

Denn Gründerin Neylla Marcela Avila Florez wurde ausgewählt, an der dritten Staffel von „Escuela Imparables" teilzunehmen, einer Reality-Wettbewerbsshow für Unternehmerinnen. Seit Ende Januar ist sie eine von 15 Frauen aus Mexiko, Costa Rica, Venezuela und eben Kolumbien, die in Mexiko-City um ein Preisgeld von 20.000 US-Dollar konkurrieren. Thematisch geht es in zwölf Folgen um Marketing, Finanzen, Unternehmensführung, Kapitalbeschaffung und soziale Verantwortung.

Wer am Ende gewinnt, erfährt man auf dem Sender zwar erst Ende April, doch schon jetzt war die Teilnahme ein großer Erfolg: Neylla gewann bislang mehrere Wettbewerbe. Und sie zeigt als einzige Vertreterin eines Kreislaufwirtschafts-Startups einer großen Öffentlichkeit, dass wirtschaftliche und Umweltziele gemeinsam gedacht und erreicht werden können.
2
Latin American Impact Investing Forum (FLII)

Eine Auszeichnung hat das Team um Neylla und Mitgründer Juan Guillermo Rios Londoño bereits sicher. Beim Latin American Impact Investing Forum (FLII) in Mexiko belegte das Startup den zweiten Platz der „Premios Ignite Awards" in der Kategorie „Connect with Nature" für nachhaltiges Unternehmertum – im Wettbewerb mit anderen Unternehmen aus ganz Lateinamerika.
3
Start.up! Germany Tour

Auch beim Vorentscheid der „Start.up! Germany Tour" war Gescol erfolgreich: Das Team gewann den Regionalwettbewerb für Nord-, Mittel- und Südamerika und sicherte sich damit ein Ticket nach Deutschland. Gescol ist eines der 15 Startups aus aller Welt, die im April nach Deutschland reisen und sich mit hiesigen Unternehmen vernetzen. Schließlich geht es am 23. April zum großen Finale der Tour in Düsseldorf – und dann wieder auf eine Bühne in Deutschland.
Auf diese Rückkehr ins Circular Valley freut sich Neylla schon, denn sie blickt gerne auf ihre Zeit dort zurück:
Ohne den Aufenthalt im Circular Valley und die Kontakte, die wir dort geknüpft haben, hätten wir es nicht so weit geschafft. Durch das Programm haben wir zum Beispiel Knipex-Geschäftsführer Ralf Putsch kennengelernt. Wir freuen uns, dass er an uns geglaubt hat, und sind ihm für seine Unterstützung sehr dankbar."

Neylla Marcela Avila Florez,
Mitgründerin des Circular Valley Startups Gescol

Erfolge
Erfolgreiches Crowdfunding für Styropor-Ersatz
Noch immer wird in Europa jede Minute eine ganze LKW-Ladung an Styropor allein für Verpackungszwecke produziert. Henning Tschunt, Geschäftsführer und Mitgründer des Circular-Valley-Startups Proservation, findet diese Zahl erschreckend:
Es ist unvernünftig, ein fossiles Material zu verwenden, das als Transportverpackung trotz seiner kurzen Nutzungsdauer erhebliche Umweltauswirkungen verursacht.

Henning Tschunt,
Mitgründer des Circular-Valley-Startups PROSERVATION
Während der ersten Runde des Circular Economy Accelerator Programms im Sommer 2021 stellte Proservation seine innovative Alternative vor: stoßdämpfendes Polstermaterial für Versandverpackungen, das aus pflanzlichen Abfällen der Getreideindustrie (Getreidespelzen) hergestellt wird. Die Begeisterung für diese Idee hat sich ausgebreitet, was sich bei der jüngsten Seed-Finanzierungsrunde des Bioökonomie-Startups zeigte.

Mit dem Ziel, die Produktionsprozesse für das Material, das den Namen „Recou" trägt, weiterzuentwickeln und zu automatisieren, um so die Produktionskapazitäten zu erhöhen, entschied man sich, Ende Januar eine Crowdinvesting-Kampagne auszurufen. Und die Resonanz war überwältigend: Der Zielbetrag von 500.000 Euro kam innerhalb von nur 20 Tagen zusammen, obwohl die Kampagne ursprünglich auf zwei Monate angesetzt war. Mehr als 80 Prozent der Summe hatte man sogar schon nach zwei Wochen eingesammelt. Zahlreiche Menschen glauben also – auch vor dem Hintergrund der sich verschärfenden Regulatorik und der steigenden Nachfrage nach nachhaltigen Verpackungsmaterialien – so sehr an das Wachstumspotential des Unternehmens, dass sie ihr Geld in Proservation investieren.

Henning Tschunt weiß in diesem Zusammenhang auch die Unterstützung durch das Circular Economy Accelerator Programm in der Frühphase des Unternehmens zu schätzen: „Wir blicken mit Dankbarkeit auf die Zeit im Circular Valley zurück. Damals beim DemoDay gab es nicht nur den allerersten richtigen Pitch auf großer Bühne, sondern auch reichlich Input in Bezug auf die Geschäftsmodell- und Unternehmensentwicklung", erinnert er sich. Zudem freue sich das Team „über die noch immer guten Beziehungen zum Circular-Valley-Team und zu den anderen Startups".

Aufgrund des großen Interesses an der Finanzierungskampagne hat Proservation das Fundinglimit der Kampagne auf 650.000 Euro erhöht. So haben noch mehr Menschen die Chance, in das Startup zu investieren. Als nächstes sollen dann die Inbetriebnahme der bereits konzipierten Demo-Industrieanlage sowie der Ausbau der Marketing- und Vertriebstätigkeiten folgen, um künftig noch mehr Kunststoff durch Getreidespelzen zu ersetzen.

Podcast
Doppelter Podcast-Auftritt
Andreas Mucke war zu Gast im Podcast „Management meets Mindfulness". Das Gespräch war so intensiv, dass am Ende eine Folge nicht ausreichte.

Philipp Ketteler teilt in seinem Podcast Tipps und Wissen aus Management, Marketing, Führung und Employer Branding sowie zum Thema Achtsamkeit. „Management meets Mindfulness" heißt das Format deshalb. Mehr als 120 Folgen hat Ketteler inzwischen produziert und nun etwas Besonderes erlebt: Sein Interview mit Andreas Mucke, Geschäftsführer der Circular Economy Accelerator GmbH, hatte so viele Facetten, dass das Gespräch in zwei Episoden erschienen ist.

In der ersten Folge besprechen die beiden die Grundlagen: Was ist eigentlich Kreislaufwirtschaft? Was hat jede und jeder Einzelne damit zu tun? Was Circular Valley bisher erreicht – und warum ist Recycling nur ein kleiner Teil des Kreislaufs?

Das Logo des Podcasts „Management meets Mindfulness".
Quelle: Philipp Ketteler
Die Folge bietet Ideen, die einen positiv in die Zukunft blicken lassen.

Philipp Ketteler,
Moderator
Die Fortsetzung beschäftigt sich mit Emissionen und der Frage, wie sinnvoll es im Hinblick auf den CO2-Ausstoß beziehungsweise Energieverbrauch eigentlich ist, (alte) Geräte auszutauschen oder zu behalten. Außerdem erläutert Mucke, wie Circular Valley Startups, Unternehmen und die Politik vernetzt, um gemeinsam an einer effizienteren und somit nachhaltigeren Zukunft zu arbeiten.
Teil 1 des Gesprächs ist hier zu hören, Teil 2 hier.

Education
Besuch aus Heilbronn
Ende Januar hat sich eine Gruppe Studierender der Hochschule Heilbronn vor Ort ein Bild von Circular Valley gemacht.
Professor Dr. Mark Brewer erklärte, warum er diese Exkursion organsierte:
Ich habe online nach etwas Praktischem gesucht, das ich mit meinem Unterricht verbinden kann.

Professor Dr. Mark Brewer,
Universität Heilbronn
"Ich habe früher in der Praxis gearbeitet und empfinde Universitäten manchmal als sehr theoretisch. In Heilbronn bemühen wir uns, auch die praktische Ausbildung mit einzubeziehen. Ich war eigentlich auf der Suche nach etwas hier in der Region. Circular Valley ist zwar etwas weiter von Heilbronn entfernt, aber es war das Spannendste, das ich in einem Umkreis von vier Stunden gefunden habe."

Während des Besuchs erfuhr die Gruppe von Andreas Mucke und Ljubitza Happe, warum das Circular Valley ins Leben gerufen wurde und warum die Rhein-Ruhr-Region der ideale Standort für diesen globalen Hotspot der Kreislaufwirtschaft darstellt. Sie lernten die Aktivitäten des Circular Valley kennen, mit besonderem Schwerpunkt auf dem Circular Economy Accelerator Programm. Dazu berichteten Vertreter zweier Start-ups, Polycare und Space Era Germany, die das Programm bereits absolviert haben, von ihren Erfahrungen.

Für die Studierenden habe sich die Reise gelohnt, betonte Professor Brewer am Ende der Veranstaltung: „Was heute so spannend war, ist die Möglichkeit, Ihre Arbeit ganz praktisch zu sehen und wie sie sich auf die Gesellschaft auswirkt. Das hat unsere theoretischen Grundlagen gefestigt. Und es hat uns inspiriert, weil es gezeigt hat, was wir künftig tun können."
Es war also sicher nicht das letzte Mal, dass eine Gruppe aus Heilbronn das Circular Valley besucht.

2024
Save the date
5. Juni, 2024
Alte Glaserei, Wuppertal
TraWeBa Congress
Interessieren Sie sich für innovative Batterietechnologien, die Lebenszeitverlängerung und das Recycling von Batterien? Dann kommen Sie zum ersten nationalen TraWeBa Kongress am 5. Juni 2024 in der Alten Glaserei in Wuppertal.

https://traweba.de/
15. November, 2024
Stadthalle Wuppertal
Circular Valley® Forum
Das Forum ist das große Treffen der Circular Economy in Deutschland und bringt Gäste aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammen. Sie tauschen sich über den aktuellen Stand der Transformation hin zu einer zirkulären Wirtschaftsweise aus, lernen Lösungen für aktuelle Herausforderungen und neue Geschäftsideen kennen.